Liebe*r Gedankenteilnehmer*in,
man stelle sich einmal vor, ich sei nicht vorbereitet. Nicht vorbereitet auf den morgigen Tag. Nicht vorbereitet darauf, was ich morgen früh als erstes sehen werde, wenn ich die Augen aufschlage. Nicht vorbereitet auf die erste Begegnung mit einem fremden Menschen auf der Straße. – Oder auch nicht vorbereitet auf den Blog, den ich jetzt schreiben möchte.
Was Letzteres betrifft, muß ich mir das nicht vorstellen. Ich bin tatsächlich nicht vorbereitet. Ich hatte ein Thema, und als ich die ersten Buchstaben in die Tastatur eingeben wollte, war alles wieder weg. Ich entschloß mich, einfach weiter zu schreiben, darüber zu schreiben wie es wäre, nicht vorbereitet zu sein. Und während ich diese ersten Zeilen schreibe kommt bei mir der Gedanke auf, wie absurd eigentlich die Vorstellung ist, sich vorbereiten zu können auf das, was kommt. Ja, wir – oder zumindest ich gehe durch das Leben und bilde mir ein, mich vorbereiten zu können, nein, zu müssen, auf das Nächste. Doch in Wirklichkeit ist das auch viel Spekulation, ein Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten darüber, dass etwas sich so oder so ähnlich ereignen könnte, wie ich mir das vorstelle.
Was möchte ich eigentlich erreichen mit meiner Vorbereitung? Wenn ich einen wichtigen Termin bei der Arbeit habe, bereite ich mich mit Informationen vor, von denen ich glaube sie seien relevant oder würden erwartet. Vielleicht bereite ich mich auch innerlich darauf vor, besonders dann, wenn es ein wichtiger Termin ist, einer, der mich herausfordert, nervös macht, oder unsicher. Wenn ich einen guten Freund treffe, bereite ich mich darauf vielleicht vor, indem ich meinen Tag so plane, dass ich zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt bin, idealerweise auch nicht abgehetzt auftauche, sondern entspannt und mit dem Anlaß entsprechenden Klamotten.
Jetzt am Ende dieses Absatzes sehe ich, dass im tiefsten Grunde viele Dinge, die ich benannt habe, auf einer einzigen Sache beruhen: meiner Erwartung. Meiner Erwartung in Verkleidung von Hoffnungen, Befürchtungen, Unsicherheiten, meinem Glauben über das, was wichtig ist oder über das von dem ich glaube, es sei anderen wichtig.
Und wenn alles anders wäre als ich es erwarte? Wenn ich es einmal etwas mehr darauf ankommen ließe, jemanden überraschen würde – vielleicht auch mich selbst? Wenn ich meine Unsicherheiten und Ängste ein wenig mehr zulassen würde, ein etwas höheres Risiko eingehen würde, dass ich möglicherweise überrasche, irritiere oder scheitere (zumindest aus meiner Sicht)? Was wäre, wenn ich das alles täte weil ich so bin, weil es mir gerade entspricht, weil ich mich gerade dafür entscheiden möchte?
Wie würde unser Zusammenleben und unsere Beziehungen wohl verlaufen, wenn wir ausschließlich die Erwartungen anderer Menschen erfüllen würden, Erwartungen, über die wir allzu oft nur spekulieren können. Wie grau wäre das Leben, wenn andere stets versuchen würden, meine Erwartungen zu erfüllen, bzw. das, was sie dafür halten? Es wäre kein Raum für Sichtbarkeit im Netz der Berechnungen. Das klingt für mich schon sehr nach einem Holzweg.
Ich mag es zum Beispiel , wenn auf Familienfeiern oder Festen mit Freunden es Momente der bewußten Gemeinsamkeit und der Sammlung gibt, so auch in Form einer Rede. Ich habe auch schon einmal Reden gehalten. Ich habe schon Reden gehört. Wenn ich mich frage, an welche Augenblicke ich mich am besten erinnere, was mich am meisten berührt hat, dann sind es doch immer wieder die Worte oder Gesten, die unvermittelt, aus dem Moment heraus, den Raum betreten. Eben unvorbereitet.
Da sind die Botschaften, die ich zuvor mühevoll und letztlich nur angedeutet mit vorgeschriebenen Sätzen auf ein Stück Papier gebracht habe, ohne sie letztlich vermitteln zu können. Und dann ist da dieser kleine Schimmer aus dem Herzen, der unvermittelt, unvorbereitet im Raum aufblitzt, mich selbst überrascht, und gleichzeitig klärt, erklärt, berührt. In einem solchen Moment überstrahlt das Herz den Verstand, das Leben zeigt sich ganz, und verdrängt meine Wortakrobatik.
Die Sprache des Herzens läßt sich nicht vorbereiten. Diese Sprache entsteht jetzt, und nur jetzt.
Vielleicht ist meine Vorstellung davon, vorbereitet zu sein, nicht anderes als mein Streben danach, die Kontrolle zu behalten über das Morgen, es mein Kampf mit den Unwägbarkeiten des Lebens. Aber das sind sie eben, unwägbar. Wenn ich es mir also recht überlege, würde ich gerne mehr aus dem Herzen sprechen. Am liebsten immer… Dazu brauche ich Mut, den Mut zur Lücke, die etwas von dem Licht durchlässt, das ich unter meinen Scheffel gestellt habe.
Nicht nächstes Jahr oder nächsten Monat! Diese Woche! Ab jetzt!
Alles Liebe für Deine Woche wünscht
Michael
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Kommende Termine:
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