Der gute Rat – für wen?

Liebe*r Gedankenteilnehmer*in,

Es passiert sicher nicht nur mir, dass ich manchmal für andere Menschen gut (gemeinte) Ratschläge parat habe. Gelegentlich fühlt es sich sogar so an, als ob sich der Wortregen verselbständigt, eine schon eingespielte Tonschleife sich abspielt und einem vorprogrammiertem Programm folgt. In solchen Momenten lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken, ob diese Worte tatsächlich den ureigensten Überzeugungen entsprechen oder vielleicht eher gelerntes Geplapper sind, mit denen ich mich einfach auf der sicheren Seite fühle. Diese sichere Seite, auf der ich nicht auffallen will, auf der ich nicht wage, meine Haltung zu ändern oder auf der ich die Angst davor vermeide, eine Beziehung zu stören.

Richtig interessant wird es, wenn ich mir vorstelle, dass ich meine Ratschläge an mich selbst richten würde, statt an eine andere Person. Tatsächlich ist diese Vorstellung manchmal nicht einmal nötig, finde ich. Zuweilen merke ich schon beim Reden, dass das, was ich zu dem anderen Menschen sage, gerade richtig gut auf mich selbst passen würde.

Eigentlich müsste ich in dann zurückrudern, ´Stop` sagen und mich erst einmal besinnen, um wen es mir da gerade geht. Wege oder Lösungen, die für mich plausibel scheinen, müssen es für mein Gegenüber deshalb nicht auch sein. Meine Interpretation einer Lebenslage kann der Sicht meines Gegenübers völlig widersprechen. Inwiefern versuche ich also gerade, mich wirklich in die Schuhe des/der anderen zu stellen?

Wenn ich gerade mehr mit meinem eigenen Film und meinen eigenen Dingen beschäftigt bin, dann wäre es hilfreicher für alle, wenn ich einfach die Klappe halten würde. Selbst dann, wenn ich gerade um meine Meinung gebeten worden bin. Nichts wäre unehrlicher, als der anderen Person etwas zu sagen, aber in Wirklichkeit sich selbst zu meinen.

Das zu erkennen ist nicht immer einfach, aber es zu probieren geht immer!

Nicht nächstes Jahr oder nächsten Monat! Diese Woche! Ab jetzt!

Alles Liebe für Deine Woche wünscht

Michael

Danke für das Bild an Dimitris Vetsikas  auf Pixabay

 

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