Liebe*r Gedankenteilnehmer*in,

es heißt immer „Mut zur Lücke“. Und jetzt werde ich, ohne diesen Mut überhaupt gesammelt zu haben, ungefragt mit Lücken, Leerstellen, weißen Flecken in meinem Alltag konfrontiert, der so kein Alltag mehr ist. Ich wurde nicht gefragt, ob ich die Lücken, denen ich in meinem Leben gerade begegne, überhaupt erleben wollte. Wenn ich mich entscheiden wollte, auf etwas Wichtiges in meinem Leben zu verzichten, um an diesem Verlust vielleicht wachsen zu können. hätte ich mich kaum für das entschieden, was mir jetzt fehlt.

Ich würde die Umarmung eines guten Freundes nicht missen wollen, das intensive Gespräch, nah beieinander stehend und mit festem Blick in die Augen.
Ich würde nicht verzichten wollen auf die Vorfreude auf das Meer, die frische Brise, die anderen Menschen in den anderen Straßen, die anderen Landstriche, den Geschmack eines anderen Ortes.
Ich wünschte all die Konzert würden stattfinden, zu denen ich ohnehin nie gegangen wäre, all die Jahrmärkte, deren Karussels in den Himmel drehen, ohne dass ich darin sitzen müsste, oder all die Ausstellungen, deren Bilder mich nicht interessierten.
Wie sinnlos wäre es, wenn ich es mir verbieten würde, einen kranken Freund nicht mehr zu besuchen oder einem alten Menschen im Pflegeheim nicht mehr die Hand zu reichen
Ich wüsste nicht, warum ich darauf pfeifen sollte, mit guten Freunden eine Spielerunde zu verbringen, zu singen oder einfach redend beieinander zu sitzen.
Wie viel würde ich mir berauben, wenn ich aus meinem Leben die Möglichkeit streichen würde, mit Menschen im Kreis zu sitzen, in die Stille zu gehen, zu meditieren oder für den Frieden zu beten.
Es fällt mir nicht ein, warum ich auf dem Marktplatz oder an der Kasse im Supermarkt, auf ein sichtbares Lächeln verzichten sollte,
Wo sollte der Sinn liegen, wenn ich mir verbieten würde, mit Gleichgesinnten durch die Straßen zu ziehen, um für eine bessere Welt zu demonstrieren.
Jeder Fußballverein dürfte von mir aus deutscher Meister werden, solange gewährleistet wäre, dass Menschen wieder zusammen kommen und feiern dürften.
Von mir aus dürften Samstag Abend Menschen wieder aus der Billardkneipe torkeln, solange sie sich wieder gegenseitig stützen dürften.

Den Mut zu diesen Lücken hätte ich niemals aufbringen wollen. Aber genau diese Lücken haben sich jetzt aufgetan, Genau die, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie überhaupt möglich wären. – Vielleicht ist es gerade deshalb Zeit, zu wachsen. Das wachsende Vermissen zu fühlen und den Schmerz darin anzunehmen. Die Sehnsucht in Dankbarkeit zu verwandeln, Dankbarkeit darüber, dass ich das alles schon einmal erleben durfte, was ich gerade vermisse. Die Freude wachsen zu lassen auf den Moment, wenn ich wieder Umarmen darf in aller Freiheit, auch wenn ich den Zeitpunkt nicht kenne. Die Wertschätzung all dessen, was mir gerade bleibt, umso mehr in mir ausbreiten zu lassen. Meine Sicht auf die Unmengen schöner Augenblicke, die trotz allem da sind, zu schärfen, um die Farben tiefer zu sehen und die Töne klarer zu hören.
Ich will mich niemals daran gewöhnen, anderen Menschen nicht nahe sein zu dürfen. Gleichzeitig kann ich mich der Erkenntnis nähern, dass all das, was ich gerade vermisse, mich wachsen lassen kann. Weil ich gestehen muß, das Leben nicht kontrollieren zu können und ich von dieser Illusion loslassen darf. Weil ich gezeigt bekomme, dass es den Mut gar nicht gebraucht hat. um einer Herausforderung zu begegnen. Weil ich erkennen kann, dass das Leben nicht einfach so geregelt ist, und ich mitgestalten kann, ja muß. Weil ich spüre, dass andere genauso unsicher sind wie ich, und ich auch einmal vorangehen darf. Weil ich sehe, dass dort, wo das Leben aus den Fugen gerät, auch neue Spuren gelegt werden. Weil ich so Viele(s) vermisse und ich gleichzeitig so viel habe. Weil ich von Menschen getrennt bin und ich mich umso mehr mit der ganzen Welt verbunden fühle.

Wir sind miteinander verbunden. Möge dieser Gedanke mir stets präsent bleiben.

Nicht nächstes Jahr oder nächsten Monat! Diese Woche! Ab jetzt!

Alles Liebe für Deine Woche wünscht
Michael

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