Über die Kunst, mir nichts zu versagen

Liebe*r Gedankenteilnehmer*in,

nimm einmal an, du würdest dir morgens keinen Coffee-to-go am Bahnhof holen. Oder stell dir vor, du verzichtest darauf, dir ein Kleidungsstück zu kaufen, obwohl es dir gut gefällt. Vielleicht nutzt du dein abgenutztes, langsames Handy immer noch. – Und dann hörst du von einer Freundin, einem Kollegen oder deinem Partner: „Du gönnst dir nichts! Warum versagst du dir das? Man muss das Leben genießen!“ – Würde ich das hören, dann träfen mich diese Worte manches Mal wie ein ins Mark gehender Schmerz. In anderen Augenblicken wiederum verhallten sie in mir wie ein Echo ohne Wellenlänge.

Manches mal fühle ich mich erwischt, weil ich mir gerade tatsächlich nicht wert bin, mir etwas zu gönnen. Ich versage mir etwas, was mir eigentlich gut tun würde. Dann kann ich ´Danke´ sagen für den Hinweis auf die offenen Fragen, die ich mir beantworten darf, die meinen Schatten ins Licht hervorholen können. Fragen nach meinem Zweifel am eigenen Selbstwert, meiner Angst um existentielle Sicherheit oder andere Überzeugungen.

Manchmal wiederum fühle ich mich klar und sicher. Ich vernehme die Worte, doch sie erschüttern mich nicht. Ich weiß, ´dies ist nicht meine Baustelle, es ist deine‘! Die Reaktionen von außen verhallen, weil ich um etwas weiß, das nur ich kennen kann. Es gibt ein höheres Ziel, von übergeordneter Wichtigkeit. Und ich habe es bewusst gewählt.

Es spielt keine Rolle, ob es darum geht, für das Traumauto anzusparen, die nächste Miete zu finanzieren oder die Welt zu retten. Niemand kann mir sagen, ich sei ein ´Ver-sager´. Denn meine Priorität ist klar und ich habe mich dafür entschieden.

Ich frage mich allerdings, ob ich mich selbst mit meinem Urteil über Entscheidungen anderer nicht auch mehr zurückhalten könnte…

Nicht nächstes Jahr oder nächsten Monat! Diese Woche! Ab jetzt!

Alles Liebe für Deine Woche wünscht!
Michael

Danke für das Bild an John Hain.

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