Liebe*r Gedankenteilnehmer*in,
in diesen Wochen sehe ich mich immer wieder einmal in Situationen, in denen ich noch viel deutlicher als sonst ein Dilemma wahrnehme. Die Regeln der Distanzierung zur Eindämmung des Corona-Virus gelten ja grundsätzlich für alle. Gleichzeitig hat jede*r in einem gewissen Maß natürlich Handlungsfreiheit. Das Corona-Problem zeigt uns allerdings tagtäglich schmerzhaft auf, wie eng das Verhalten untereinander mit dem Wohlergehen aller verknüpft ist.
Wenn ich Menschen begegne, die aus meiner Sicht völlig an den „Verhaltensregeln“ vorbei agieren springt der Gedanke „die müssen ja selber wissen was sie tun“ hier also eindeutig zu kurz. Mein Verhalten kann nicht nur mich, sondern vor allem auch andere in Mitleidenschaft ziehen. Sogar Menschen, die ich nie in meinem Leben gesehen habe. Die Verantwortung, die an mich gestellt wird, ist also gewachsen oder auf jeden Fall viel unmittelbarer erkennbar. Und das gilt für alle.
Aber wie gehe ich damit um, wenn ich finde, das jemand eine Grenze überschreitet zu Lasten anderer? Und überhaupt, wo liegen diese Grenzen? Leben in schwarz-weiß wäre da natürlich schön einfach. Aber so ist es nicht. Zum Glück. Damit bleibt natürlich die Frage, wie viele Augen ich zudrücken soll. Ja, ob ich überhaupt das Recht habe, mir einzubilden, dass es eine Relevanz hat, ob ich meine Augen zudrücke oder nicht. Wer bin ich denn überhaupt? Und was weiß ich überhaupt von dem/der anderen Person? Selbst wenn ich einen Menschen etwas kenne, werde ich doch nie so tief blicken können, um anderer Menschen Verhalten beurteilen zu können.
Und gleichzeitig fühle ich auch diese Verantwortung, und vielleicht diese Sorge, oder vielleicht auch die Angst, auch wenn sie vielleicht eher im Hintergrund umher schleicht. Ich kann nicht einfach die Augen zu machen vor meiner Umwelt, Und Gleichgültigkeit wird unser Leben sicher nicht bereichern. Jede*r hat mal Momente, wo er oder sie über die Stränge schlägt, kurz vergisst worauf wir gerade besonders achten sollten: aufeinander! Da muß es dann gleichzeitig auch möglich sein, etwas dazu zu sagen, wenn nötig. Also wenn es wirklich zu viel ist. Aus meiner Sicht. – Und dann teile ich das mit. Wie ich das gerade empfinde was ich sehe. Was ich mir wünschen würde. Erzähle von meiner Sorge, vielleicht sogar meiner Angst.
Ja, so würde es gehen. Dann kommen wir ins Gespräch. Das klingt nach Verständigung. Wenn ich das so machen würde, wäre ich weg von der Du-Botschaft, der Mißbilligung, dem Urteil. – Das klingt gut. Ich glaube sogar, es würde mein Leben bereichern, wenn ich das so machen würde, und auch das meines Gegenübers. Ich teile mich mit und interessiere mich dafür, wie der/die andere das sieht.
Na klar, manchmal mag das sicher auch als Einmischung oder als persönlicher Angriff bewertet werden. Und dann kann es auch mal schief gehen, wenn es ganz dumm kommt…Aber mal ganz ehrlich. Diese Vorstellung ist natürlich auch ganz bequem für ,mich, um einfach immer und überall die Klappe zu halten. Das kann ja ganz praktisch sein, nicht anecken, aber auch nichts verändern. Bin fein raus, kriege keinen Ärger. Ich behalte ihn höchstens für micht…
Ich scheue mich oft davor, Stellung zu beziehen und denke, ich finde vielleicht nicht die richtigen Worte. Aber ich könnte doch echt mal über meinen Schatten springen, könnte mich öffnen und weiten und mich darauf besinnen wie ich etwas miteile und worüber – nämlich von mir zu reden und nicht über den anderen. Dabei würde ich vermutlich überrascht feststellen, dass es, öfter als ich denke, zu richtig schönen Begegnungen kommen wird. Zu Gesprächen, wo beide am Ende merken: ich bin dem anderen wichtig!
Also, ich schau mal genauer hin, wenn ich merke, dass es kribbelt und ich doch nichts sagen mag. Und dann schaue ich mal, ob ich ein bißchen über den Schatten springen kann. Also ich versuch`s. Oder fange an es zu versuchen! – Nicht nächstes Jahr oder nächsten Monat! Diese Woche! Ab jetzt!
Alles Liebe für Deine Woche wünscht
Michael
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Kommende Termine:
Während aktuell alle Veranstaltungen gestrichen sind, biete ich ab sofort freie Online-Video-Coachings an! Dieses Angebot richtet sich insbesondere an Menschen, die sich von der derzeitigen Corona-Situation besonders betroffen oder belastet fühlen. Eine Sitzung würde ca. 60 Minuten dauern. Termin nach Vereinbarung. – Nimm bei Interesse gerne Kontakt auf oder leite diese Information an Menschen weiter, von denen Du glaubst, dass sie diese Unterstützung vielleicht brauchen könnten. – Dieses Angebot ist kostenlos, da ich es als meinen kleinen Beitrag sehe, die derzeitige Situation zu bewältigen (Freiwillige Beiträge der Wertschätzung sind nach eigenem Ermessen möglich.)